Schwarzes Land
03.03.2025
Im Umkreis des Ith gab es einen bedeutenden Rüstungskomplex der Nazis dessen Spuren in der Landschaft noch zu erkennen sind. Neben den unterirdischen Anlagen des Harzes, spiele auch der Hils in Norddeutschland für die untertage-Verlagerung von Rüstungsstätten eine bedeutende Rolle. Vom Zeltplatz sind einige dieser Orte leicht zu erreichen.
Ein Hinweis auf den Rüstungskomplex ist vorne am Parkplatz an der Infotafel in Form eines QR-Codes zu finden. Die Karte beschäftigt sich mit dem Rüstungskomplex Hils, aber auch mit Bergbau und Geologie. Wer auf Entdeckungsreise gehen will oder an Gedenkstätten interessiert ist, kommt hier auf seine Kosten. Interaktive Karte: t.ly/LdJTv.
Der Rüstungskomplex im Hils zwischen Eschershausen und Grünenplan ist ein historisches Relikt aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Als Reaktion auf die Überlegenheit der alliierten Luftstreitkräfte wurde die Rüstungsproduktion ab 1944 zum Schutz vor Luftangriffen in unterirdische Anlagen verlagert. Die Region bot durch ihre geologischen Gegebenheiten, insbesondere durch das Stollensystem des Asphaltabbaus, gute Voraussetzungen für diese Untertageproduktion. Es entstanden zahlreiche Lager für Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge, in denen bis zu 10.000 Menschen unter unmenschlichen Bedingungen arbeiteten.
Einer der größten Standorte ist die Erinnerungsstätte Lenner Lager bei Eschershausen an der B64. Sie dokumentiert die Geschichte dieser Zwangsarbeit, beleuchtet die Lebensbedingungen der Häftlinge und zeigt die Qualen der Rüstungsproduktion. Diese Orte sind Teil eines größeren Netzwerks von Initiativen, die sich mit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in der Region beschäftigen. Dazu gehören die Kreisvolkshochschule Holzminden und ehrenamtliche Initiativen. Es werden auch fachkundige Führungen angeboten. Dazu später mehr.
Das Lenner Lager befand sich in einem Waldgebiet namens "Schwarzes Land" am Rande der Gemeinde Lenne (und Fluss) im Landkreis Holzminden, direkt an der Bundesstraße 64 zwischen Eschershausen und Vorwohle. Es wurde im Sommer 1944 errichtet und bestand bis zur Befreiung am 7. April 1945. Es war Teil eines größeren Rüstungskomplexes im Hils, der als Reaktion auf die alliierte Luftüberlegenheit ab 1943 geplant wurde. Der Komplex nutzte das Stollensystem des örtlichen Asphaltabbaus für die Untertageverlagerung der Rüstungsproduktion.
Kapazität und Insassen
Das Lenner Lager war für 3.500 bis 5.000 Häftlinge ausgelegt und galt als das größte Zwangsarbeiterlager der Region. Der Name leitet sich vom Fluss Lenne und dem angrenzenden Ort ab. Die Häftlinge kamen aus verschiedenen Ländern: Sowjetunion, Polen, westeuropäische Länder wie Frankreich und Italien. Bemerkenswert ist, dass die größte Gruppe Deutsche waren, die jüdische Verwandte hatten. Insgesamt waren im Hils zeitweise mehr als 10.000 Zwangsarbeiter in über 30 Lagern untergebracht. Hinzu kamen Angestellte und Ingenieure der NS-Diktatur, die die Produktion organisierten und überwachten.
Arbeitsbedingungen
Die Häftlinge, darunter auch schwangere Frauen, mussten unter unmenschlichen Bedingungen schwere körperliche Arbeit verrichten:
- Errichtung einer "Waldfabrik" im Waldgebiet aus Tarnungs Zwecken
- Transport von Baumaterialien
- Verlegung von Eisenbahnschienen
- Ausbau von unterirdischen Stollenanlagen
- Produktion von Rüstungsgütern
Die Ernährungssituation war äußerst schlecht, es gab vor allem dünne Suppen, wenig Brot und selten Fleisch. Zusammen mit den schlechten hygienischen Bedingungen führte dies zu Krankheiten und Todesfällen.
Nachkriegszeit und Gedenkkultur
Nach Kriegsende diente das Lager zunächst als Unterkunft für Displaced Persons". Seit den 1980er Jahren beschäftigen sich verschiedene Institutionen mit der Geschichte des Lagers. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände eine Gedenkstätte, die von der Kreisvolkshochschule Holzminden betreut wird. Ein Geschichtspfad mit Schautafeln kann ohne Anmeldung begangen werden. Die Dauerausstellung "Zwangsarbeit für die Rüstung im Nationalsozialismus" in einer Ausstellungsbaracke ist in der Regel nur nach Voranmeldung zu besichtigen. Das Lagergelände steht als "Arbeitslager Schwarzes Land" unter Denkmalschutz, einige der ursprünglichen Baracken sind heute noch an verschiedenen Orten in der Region zu finden.
Mit Hilfe der Gedenkstätte und einer Führung können die geschichtlichen Zusammenhänge aufgezeigt werden, die es einem diktatorischen System ermöglichten, über 12 Millionen Menschen aus Deutschland und weiteren europäischen Staaten in Zwangsarbeit zu bringen.
Gedenkstätten in der Umgebung
Vom Info-Pavillon an der B64 bei Eschershausen kann man sich auf einem alten Gleisweg zum Nachbau einer Baracke des Lenner Lagers begeben. Dort trifft man auf die Dauerausstellung „Zwangsarbeit für die Rüstung im Nationalsozialismus“. Gruppen können Ort und Baracke nach vorheriger Anmeldung beim Landkreis Holzminden besichtigen. Eine private Ansprechpartnerin für Führungen ist Jutta Henze: Henze.HZ@t-online.de
Kontakt wegen Schlüssel: am besten über uns: markus.golletz@jdav-nord.de. Für Gruppen ist der Zugang auch über den Landkreis Holzminden zu bekommen: kultur@landkreis-holzminden.de | Frau Pankraz: Weserrenaissance Schloss Bevern, Zimmer 18, 37639 Bevern, Telefon: 05531 707-140
- Am 26.4. machen wir ab 10 Uhr dazu eine Führung am Lenner Lager mit Frau Henze. Der Treffpunkt ist der Zeltplatz Parkplatz. Anmeldungen bitte unter Markus.Golletz@JDAV-Nord.de
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